Der Roswitha-Preis 2012 geht an Elke Erb. Das teilte die Stadt Bad Gandersheim gestern mit. Erb gehöre seit Jahrzehnten zu den bedeutendsten Stimmen der deutschen Poesie, so die Jury.
"Mit Elke Erb wird eine sprachgewaltige, experimentierfreudige, auf die Geheimnisse der Poesie und der Welt konzentrierte Dichterin gewürdigt".
Der Roswitha-Preis ist der älteste Literaturpreis im deutschsprachigen Raum, der ausschließlich an Frauen vergeben wird. Er erinnert an die erste deutsche Schriftstellerin, Roswitha (Hrotsvit) von Gandersheim (geb. um 935, gest. nach 973).
Die Auszeichnung wird am 9. November verliehen.
Im Wikipedia-Artikel zum Roswitha-Preis ist die Liste der bisherigen Preisträgerinnen nachzulesen - eine illustre Reihe.
Der Hotlist-Blog gratuliert zur guten Entscheidung und nutzt die Gelegenheit, mittels einer illustrierten Auswahlbibliographie auf das vielfältige Wirken von Elke Erb als Autorin und Übersetzerin hinzuweisen. Ich würde gerne auch etwas über ihr Wirken als Anregerin schreiben, aber da müsste man die Dichter fragen. Vielleicht mag jemand etwas dazu beitragen?!
Elke Erb-Bibliographie (Auswahl)
Vorbemerkung 1:
Die bei Engeler erschienenen Bücher - gewissermaßen Erbs Hausverlag - habe ich nicht extra verlinkt; ich verweise stattdessen auf das Erb gewidmete Dossier auf der Verlagswebsite (gehe in der Menüleiste zu "Autorinnen und Autoren" -> Elke Erb), das der Autorin eine Sorgfalt und Umsicht angedeihen lässt, die man früher vielleicht von einem Verlag wie Suhrkamp kannte (und dort heute nicht mehr erwartet...).
Vorbemerkung 2:
Die Addition der Differenzen, ein Buch aus dem Verbrecher Verlag über "Die Literaten- und Künstlerszene Ostberlins 1979 bis 1989", hat einen zu schönen Titel, als dass ich ihn unterschlagen wollte.
Er sei außer der Reihe also wenigstens erwähnt; Erb ist mit einem Beitrag vertreten.
Poesiealbum. Herausgegeben von Richard Pietraß. Illustriert von Jürgen Böttcher. IV + 32 Seiten, geheftet. Märkischer Verlag Wilhelmshorst 2012. 4,00 Euro
Freude hin, Freude her. Gedichte. 72 Seiten, Broschur. Lyrikedition 2000 [Allitera Verlag], München 2009. 8,50 Euro
Sonanz. 5-Minuten-Notate. 320 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Urs Engeler Editor, Basel und Weil am Rhein 2008. 21,00 Euro
Gänsesommer. 144 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Urs Engeler Editor, Basel und Weil am Rhein 2005. 17,00 Euro
die crux. 136 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Urs Engeler Editor, Basel und Weil am Rhein 2003. 17,00 Euro
Sachverstand. 112 Seiten, Englische Broschur. Urs Engeler Editor, Basel und Weil am Rhein 2000. 14,50 Euro
Mensch sein, nicht. Gedichte und andere Tagebuchnotizen. 136 Seiten, Englische Broschur. Urs Engeler Editor, Basel und Weil am Rhein 1998. 13,50 Euro
Winkelzüge oder nicht vermutete, aufschlussreiche Verhältnisse. Mit Zeichnungen von Angela Hampel. 450 Seiten, Paperback. Druckhaus Galrev, Berlin 1991. 20,00 Euro
als Übersetzerin
Oleg Jurjew, In zwei Spiegeln. Gedichte. Russisch und Deutsch. Übersetzt von Elke Erb, Daniel Jurjew, Gregor Laschen und Olga Martynova. Nachwort von Ilma Rakusa. 144 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Jung und Jung, Salzburg 2012. 22,00 Euro
Olga Martynova, In der Zugluft Europas. Gedichte. Herausgegeben von Michael Buselmeier. Übersetzt von Gerhardt Czejka, Elke Erb, Sylvia Geist, Sabine Küchler, Gregor Laschen, Olga Martynova, Hans Thill und Ernest Wichner. 48 Seiten, gebunden. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2009. 13,50 Euro
Ales Rasanau, Das dritte Auge. Punktierungen. Weißrussisch und Deutsch. Übersetzt von Elke Erb. Einleitung von Ilma Rakusa. 112 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Urs Engeler Editor, Basel und Weil am Rhein 2008. 17,00 Euro
Rosmarie Waldrop, Ein Schlüssel zur Sprache Amerikas. Englisch (USA) und Deutsch. Übersetzt von Elke Erb und Marianne Frisch. 144 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Urs Engeler Editor, Basel und Weil am Rhein 2004. 17,00 Euro
Olga Martynova, Brief an die Zypressen. Gedichte. Übersetzt von Elke Erb und Olga Martynova. 48 Seiten, Klappenbroschur. Rimbaud Verlag, Aachen 2001. 15,00 Euro
Alexander Block, Ausgewählte Werke in drei Bänden [Bd. 1: Gedichte; Bd. 2: Stücke, Essays, Reden; Bd. 3: Briefe, Tagebücher]. Herausgegeben von Fritz Mierau. Übersetzt von Lieselotte Remané, Martin Remané, Elke Erb und Friedemann Berger. 1152 Seiten, Leinen, mit Abbildungen und Tafeln mit Porträts. Hanser Verlag, München 1978. 50,00 Euro
Hier auch schon der Hinweis auf eine Lyriklangspielplatte, die für März 2013 angekündigt ist: "Der ideale Schmerz". Sie verbindet Autoren-Hauslesungen (A-Seite) mit einer Rezitatorenlesung (B-Seite) - eine verblüffende, einnehmende Idee - - eine dieser Ideen, bei denen man sich fragt, wieso nicht längst jemand anders darauf gekommen ist.
Es ist eben doch noch nicht alles Geniale erfunden, und ein Tom Bresemann und ein Moritz Malsch können kommen und es erfinden, und dann gibt es das. "Happy New Ears!" (John Cage)
"Dass Gedichte und Körper untrennbar zusammenhängen, ist offensichtlich.
Ebenso, dass Gedichte durch Körper hindurch zu anderen Körpern gelangen wollen. Die vorliegende Langspielplatte hat sich die vielfältigen Beziehungen von Körper und Text zum Thema gemacht. Der
ideale Schmerz ist ein Titel, der verschiedene Ebenen der Auseinandersetzung mit diesen Beziehungen zusammenzufassen versucht.
Die eine Seite: Anno 2012 lesen die meisten DichterInnen regelmäßig
öffentlich. Kein Zweifel: Wir haben es mit Profis der Textinszenierung zu tun. Wir haben allerdings bewusst darauf verzichtet, öffentliche Lesungen aufzunehmen. Stattdessen haben wir die Profis
hinter den Kulissen besucht. Private Aufnahmen sind entstanden, zumeist in den eigenen vier Wänden der AutorInnen, und Störgeräusche sowie Zwischentöne waren erwünscht.
Die andere Seite ist die der Rezitatorenlesung. Eine Gelegenheit,
die sich anno 2012 in Bezug auf deutschsprachige Gegenwartsgedichte lebender DichterInnen allzu selten bietet. Dem Rezitator die Toten – diesem Credo bereitet Der ideale Schmerz mit der
Interpretation von Gedichten durch den Rezitator Denis Abrahams ein fruchtbares Ende." (Tom Bresemann)
"Der ideale Schmerz". Herausgegeben von Tom Bresemann. Gelesen von Denis Abrahams. Verlag Lettrétage, Berlin 2013.
[Die Playlist führt folgende Namen auf: Konstantin Ames, Tom Bresemann, Ann Cotten, Elke Erb, Daniel Falb, Simone Kornappel, Norbert Lange, Georg Leß, Philip Maroldt, Monika Rinck, Ulf Stolterfoht, Mathias Traxler, Jan Wagner.]
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