Hier und heute der fortgesetzte Rundgang zu neuen Büchern, die 2013 zu Ehren des Jubilars Jean Paul erscheinen.
Jean Paul von Adam bis Zucker. Ein Abecedarium
"Der Schriftsteller und Jean Paul-Kenner Bernhard Setzwein und der Zeichner Christian Thanhäuser nähern sich dem Leben und vielfältigen Werk des großen deutschen Autors in der einzigen ihm angemessenen Form: der eines literarischen Zettelkastens, geordnet von A bis Z. Gleichzeitig ist es eine Biographie von Anfang bis Ende, die in kleinen, geschliffenen Stichwort-Artikeln und sprechenden Bildern mit Jean Paul bekannt macht. So erfährt man unter anderem von seinem 1244 Seiten schweren Wörtervorrat oder davon, dass Lausewenzel der "allerschlechteste Tabak" ist, dessen Geruch den Dichter in seiner Kindheit quälte. Seit vielen Jahren lesen und schätzen die beiden Autoren Jean Paul ob seiner wilden Gedankenflüge und Sprachbilder, die ein ganzes Universum aufspannen. Mit diesem Buch bieten sie ein einmalig unterhaltsames Abecedarium für Fans und alle, die es noch werden wollen."
(Text: Haymon Verlag)
- Bernhard Setzwein / Christian Thanhäuser, Jean Paul von Adam bis Zucker. Ein Abecedarium. Mit Holzschnitten und Federzeichnungen von Christian Thanhäuser. 264 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen. 12,5 x 20,5 cm. Haymon Verlag, Innsbruck 2013. 19,90 Euro - noch nicht erschienen.
Jean Paul, Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz
"Auf seiner abenteuerlichen Reise durch fiktive Regionen der deutschen Provinz begegnet der Antiheld Attila Schmelzle allerhand eingebildeten Gefahren, vor denen er sich mit abwegigen
Vorkehrungen und Apparaturen zu schützen versucht. Unser Lachen verdankt sich aber nicht allein der dichten Folge von grotesken Einfällen und den unvergleichlichen Schrulligkeiten der Hauptfigur.
Der Witz des Textes liegt zugleich in der literarischen Form, den Erzählexperimenten und dem grandiosen Sprachfeuerwerk.
Auf den Radierungen von Stephan Klenner-Otto wird dieser selbst ernannte Sicherheitsbeauftragte und beflissene Bildungsphilister von seinem Alter Ego, dem Angsthasen, begleitet."
(Text: Insel Verlag)
- Jean Paul, Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz. Erzählung. Illustrationen von Stephan Klenner-Otto. Nachwort von Alexander Košenina. 120 Seiten, gebunden. Insel Verlag, Berlin 2013. 14,95 Euro (= Insel Bücherei Bd. 1375) - erscheint am 11.3.2013
Weltall im Krähwinkel. Ein Jean Paul-Lesebuch
"Nein, das ist zu arg! Erst Sauerkraut und dann 15 Seiten aus Jean Paul! Das halte aus, wer will!" - Goethe
"Mit Goethe darf sich seit zweihundert Jahren jedes hergelaufene Kongenie vergleichen - mit Jean Paul überhaupt niemand: der ist vielleicht als einziger Großdichter vollkommen unvergleichlich und unerreichlich." - Eckhard Henscheid
"Jean Paul ist "einer von den Zwanzig, für die ich mich mit der ganzen Welt prügeln würde" (Arno Schmidt), "fremd wie einer, der aus dem Mond gefallen ist" (Schiller) und "steht geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme" (Ludwig Börne). Die Jean-Paulianer Ulrich Holbein und Ralf Simon haben sich zusammengetan und eine Geburtstagsauswahl aus dem Werk des Jubilars getroffen. Die humoristische Seite des empfindsamen Erzählers sollte dabei zum feierlichen Anlaß im Vordergrund stehen und das Lockmittel in die phantastische Welt Jean Pauls sein. Denn, wie Ralf Simon in seinem Nachwort schreibt, eine "Anthologie kann in diesem Fall nichts anderes sein, als eine Art von Überredungskunst: Man lese jetzt, um dann noch mehr zu lesen. Möglichst alles. Es gibt nicht viele Leseparadiese, die so viel versprechen und die alles einzulösen vermögen."
Jean Paul wurde 1763 als Johann Paul Friedrich Richter in Wunsiedel (Oberfranken) geboren, war u. a. in Weimar mit Herder und Wieland befreundet und lebte ab 1804 in Bayreuth. Sein umfassendes Werk stand zwischen Klassik und Romantik und zeichnet sich durch seine gleichermaßen empfindsamen, philosophischen und humoristischen Seiten aus. Seine bildreichen, phantasie- und geistvollen Texte, die fatalistische Melancholie, seherische Träume, Erdverbundenheit und witzige Idylle miteinander verbinden, waren von großem Einfluß auf spätere Dichter und Philosophen und sind es bis heute. Jean Paul starb 1825."
(Text: Lilienfeld Verlag)
- Jean Paul, Weltall im Krähwinkel. Ein Jean Paul-Lesebuch. Herausgegeben von Ulrich Holbein und Ralf Simon. ca. 300 Seiten, Halbleinen, Fadenheftung, mit Lesebändchen. Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2013. 21,90 Euro (= Lilienfeldiana Bd. 17) - erscheint im Februar 2013
Eine Leseprobe aus diesem einladenden Buch, O-Ton Jean Paul:
"Das dichterische Feuer steht dem Schriftsteller nicht immer zu
Gebote, und das Genie fällt eben so oft in Ohnmacht, als ein
Frauenzimmer. Dieser Ermattung nun helfen verschiedene künstliche
Reizungen ab. Der Schöpferkraft des Weins verdanken wir manchen
gereimten Unsin, und dem Schaume desselben manche Venus.
Die Poeten und die Hunde nämlich verliehren ihren Verstand auf
entgegengesezte Arten. Der Mangel an Getränken macht die Hunde
närrisch, wütend oder dichterisch; allein nur der Überflus daran
spricht den Dichter von seinem Verstande los, und spornet ihn über
die träge Vernunft hinweg. Diese Hize des Weins stört den Unsin der
Phantasie aus seinem Winterschlafe, und wekt die buntschekkigte
Brut der Träume aus ihrem Schlummer; – aus allen Winkeln des
Gehirns kriechen verborgene Einfälle hervor, jede Ähnlichkeit, jede
die Stammutter einer Familie von Metaphern, samlet ihre unähnlichen
Kinder um sich, und gleich einer wandernden Mäuse familie, hängt
sich ein Bild an den Schwanz des andern; – alle Saiten des hohlen
Kopfes tönen zu einem gleichzeitigen Misklang, das Gedächtnis wirft
seine gestohlnen Schäze aus, und wie Heu durch die Nässe, erhizt
sich der zusammengeraubte Haufen von verwelkten Blumen durch
das Getränke."
"Über die Schriftstellerei", aus: Grönländische Prozesse
Forstsetzung folgt.
(mr)
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