Serbes erzählt davon, wie es ist, ein Mann zu werden: vom Fingerspiel in Mädchenhaaren, von tränenloser Starre und davon, warum einer mit „Terroristen“ aus der Nachbarschaft zur Demo geht. Manchmal tragisch, selten weinerlich, überraschend ernst und oft sehr komisch klingen die Stimmen dieser Jungen.
Emrah Serbes, Oliver Kontny (Übersetzer)
junge verlierer
Erzählungen
168 S., Hardcover
16,90 Euro (D)
ISBN 978-3-943562-32-3
Inhalt:
Das jüngste Werk von Emrah Serbes, der Erzählband „junge verlierer“, handelt von heranwachsenden Jungen und jungen Männern, die versuchen, ihren Platz in einer männerdominanten Gesellschaft zu
finden. Der jüngste ist acht Jahre alt, der älteste 17. Einerseits streben sie danach, so zu sein wie ihre männlichen Vorbilder. Andererseits spüren sie, dass da noch mehr sein muss als
pures Machogehabe und permanente Grenzüberschreitungen. Serbes gelingt es, die emotionale Achterbahnfahrt seiner acht Protagonisten so schonungslos und liebevoll zugleich zu beschreiben, dass man
sofort im Geschehen ist und mit ihnen mitfühlt. Da ist z.B. der Schüler, der absichtlich schlechte Noten schreibt, damit er weiterhin seine Nachhilfelehrerin sehen kann, in die er sich
unsterblich verliebt hat. Oder der Elfjährige, der sich in einer Kneipe an die Verlobte seines älteren Bruders ranschmeißt, die doppelt so alt ist wie er selbst und der Junge, dessen Bruder beim
Militär ums Leben kommt und der sich an dem „Terroristen“, der über ihnen einzieht, rächen möchte.
Serbes stellt seine jungen Helden zu keinem Zeitpunkt bloß, er nimmt sie ernst in allem, was sie beschäftigt und bewegt. Es sind Situationen, in die sich wohl jeder hineinversetzen kann. Neben
komischen Momenten geht es auch um Abschied und Schmerz, und gerade hier beweist der Autor großes Einfühlungsvermögen.
„junge verlierer“ ist ein kraftvolles Buch. Die Erzählungen über das schwierige Verhältnis zur Familie, das gespaltene Verhältnis zum Umfeld und auch zum Staat spiegeln zum einen die derzeitige
Gesellschaft in der Türkei wider, könnten aber genauso in New York, Paris oder Berlin spielen. Ein Buch, das Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht, weit über die Grenzen der Türkei
hinaus.
Der Autor:
Emrah Serbes, geboren 1981 in Yalova, studierte Theaterwissenschaften in Ankara und lebt heute als freier Schriftsteller in Istanbul. Seinen ersten großen Erfolg feierte er bereits im Alter von 25 Jahren mit seinem Debütroman um den Hauptkommissar aus Ankara „Behzat Ç.". Er ist nicht nur einer der erfolgreichsten Schriftsteller der Türkei, sondern gilt seit den Gezi-Protesten im Sommer 2013 durch seine aktive Teilnahme am Widerstand auch als „Schriftsteller und Stimme des Volkes".
Leseprobe:
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