Roman
In "2084" beschreibt der algerische Autor Boualem Sansal den Alltag in einer religiösen Diktatur. Sein Warnruf von jenseits des Mittelmeeres ist so ernst gemeint und zu nehmen wie "1984".
Boualem Sansal, Vincent v.Wroblewsky (Übersetzer)
2084 - Das Ende der Welt
Roman
288 S., fadengeheftetes Hardcover mit Schutzumschlag
24,00 Euro
ISBN 978-3-87536-321-0
Inhalt:
In Abistan, einem riesiges Reich der fernen Zukunft, bestimmen die Verehrung eines einzigen Gottes und das Leugnen der Vergangenheit das Herrschaftssystem. Jegliches individuelles Denken ist
abgeschafft; das Eingeschworensein auf ein allgegenwärtiges Überwachungssystem steuert die Ideen und verhindert abweichendes Handeln.
Offiziell heißt es, die Bevölkerung lebt einvernehmlich und im guten Glauben.
Doch Ati, der Protagonist dieses Romans, der ausdrücklich anknüpft an Orwells Klassiker „1984“, hinterfragt die vorgegebenen Direktiven: Er macht sich auf die Suche nach einem Volk von
Abtrünnigen, das in einem Ghetto lebt, ohne in der Religion Halt zu suchen ...
Während George Orwell in seinem Zukunftsroman das totalitäre Regime Stalins vor Augen hatte, entwirft Boualem Sansal in seinem Roman das Szenario eines Regimes, das auf der religiösen Überhöhung
einer Ideologie beruht. Es ist ein Regime, das sich die gegenwärtige Vereinzelung des Individuums auf der Suche nach persönlichem Glück und Wohlergehen auf erschreckende Weise zunutze und zum
Motor der Gemeinschaft macht: In Abistan sind Fragen oder Diskussionen gänzlich überflüssig geworden: Eine kleine Gruppe von Herrschenden sorgt für die Gemeinschaft ebenso wie für das Wohlergehen
des Einzelnen, wobei den Regeln des Staates folgend das Streben nach spiritueller Erleuchtung den Alltag eines jeden Bürgers diktiert.
Sansals Vision ist zugleich faszinierend und erschreckend – in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche mahnt sie zu gelebter Brüderlichkeit, toleranter Demokratie und einsichtiger Freiheit.
Der Autor:
Boualem Sansal, Jg. 1948, ist Ingenieur und Ökonom und war bis zu seiner Entlassung im Frühjahr 2003 Direktor des algerischen Industrieministeriums. In Frankreich, wo Sansal für seine Romane
vielfach ausgezeichnet wurde (u.a. Prix du Premier Roman, Prix Louis-Guilloux, Grand Prix RTL-Lire), gilt er als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller. Trotz der durch Angriffe
auf die Regierung bedingten Gefährdung lebt Sansal noch immer in Algerien.
Im Herbst 2011 wurde Boualem Sansal mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausge- zeichnet.
Leseprobe: