Der Kiewer Autor Artem Tschech war noch ziemlich unvertraut mit dem Krieg in seinem Land, bis er im Mai 2015 seine Einberufung erhielt. Er fand sich als Soldat an die Front im Donbas versetzt. Aus den ukrainischen Büchern zum Krieg ragt sein reflektierter Bericht heraus – eine der wichtigsten Stimmen direkt aus der Ukraine.
Artem Tschech; Alexander Kratochvil/Maria Weissenböck (Übersetzung)
200 Seiten
20 €/22 SFr
ISBN: 978-3-96587-044-4
Erschienen am 30.08.2022
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Inhalt:
»Nullpunkt« – das bezeichnet die Demarkationslinie, die wie ein Schnitt durch die Ostukraine verläuft und die ukrainische Armee von separatistischen Kämpfern aus dem Gebiet der abtrünnigen,
Kreml-hörigen sogenannten »Volksrepubliken« trennt. Daß auf unserem Kontinent Kriegszustand herrschte, lag bisher außerhalb der Wahrnehmung der meisten Europäer, die Bedrohung nur theoretisch
kannten und Frieden noch – oder wieder – als Selbstverständlichkeit ansehen durften. Der junge bekannte ukrainische Autor Artem Tschech war in Kiew noch ziemlich unvertraut mit dem Krieg in
seinem Land, als ihn im Mai 2015 seine Einberufung erreichte. Er fand sich an die Frontlinie im Donbass versetzt. Sein Bericht »Nullpunkt« schildert, womit er sich auf einmal konfrontiert sah.
Erzählt wird von der Verwandlung eines Zivilisten der Generation Facebook und What´s App in einen Soldaten. Angefangen mit dem Drill im Ausbildungslager in brütender Hitze in der Steppe, zwischen
Giftschlangen. Die schlecht versorgte Truppe wird dabei von der Bevölkerung durchgefüttert – bombardiert von »Nutella«, Kuchen und Schinken. Aber es folgen die realen Schützengräben, den »Feind«
im Visier, jederzeit bedroht vom Tod. Doch nicht Kampfhandlungen stehen im Mittelpunkt vom Tschechs Bericht, sondern das innere Erleben einer Art Parallelwelt. Dort wächst etwas zusammen, was
sonst nicht zusammenfindet: Menschen verschiedenster sozialer wie geographischer Herkunft, voller Vorurteile über einander, lernen, sich zu sehen – eine identitätsstiftende Erfahrung von
Zusammengehörigkeit. Tschech verweigert sich jeglichem Nationalismus, schreibt über das Unheroische, dem er sich gegenübersieht. Seine Kameraden verfolgen skeptisch oder stolz, daß einer der
Ihren ihre Geschichten
schreibt: »Schreib das auf, Tschech!« Sein Blick fördert eine Fülle auch komischer Situationen zutage. Das Lachen aber vergeht uns immer wieder. Aus den ukrainischen Büchern zum Krieg ragt Artem
Tschechs reflektierter Bericht qualitativ und wegen der Unmittelbarkeit seiner Einblicke als Soldat heraus – eine der Stimmen direkt aus der Ukraine statt von außen über sie.
Der Autor:
Artem Tschech, geboren 1985 in Tscherkassy, gehört zu den wichtigen Autoren der ukrainischen Gegenwartsliteratur; bereits 2007 erschien sein erster Roman. Seine Zeit an der Donbass-Front wurde prägend und schlug sich literarisch nieder. Der Autor ist aktuell erneut als Soldat eingezogen und verteidigt sein Land.
Leseprobe:
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