Roman
In diesem Roman zeichnet Anthony Burgess ein Porträt Malayas kurz vor der Unabhängigkeit. Der Auftakt zur berühmter Malaya-Trilogie ist eines der bedeutendsten – und eigenwilligsten – Zeugnisse der britischen Kolonialliteratur. In der Übersetzung von Ludger Tolksdorf liegt „Jetzt ein Tiger“ nun erstmals in deutscher Sprache vor.
Anthony Burgess; Ludger Tolksdorf (Übersetzer)
Roman
232 Seiten / Hardcover mit Fadenheftung und Schutzumschlag
26,00 EUR [D]; 26,80 EUR [A]; ca. 36,50 CHF
ISBN 978-3-942788-43-4
Inhalt:
Als Anthony Burgess mit „Jetzt ein Tiger“ seinen ersten Roman veröffentlichte, war er streng genommen schon kein Anfänger mehr, denn zwei Romane lagen bereits fertig in der Schublade: „A Vision
of Battlements“ basierte auf seinen Kriegserlebnissen in Gibraltar und griff – nach dem Muster des „Ulysses“ von James Joyce – auf Vergils „Äneis“ zurück. Ähnlich bediente sich Burgess für die
Figurenkonstellation von „The Worm and the Ring“ bei Richard Wagners Nibelungenzyklus. Auch „Jetzt ein Tiger“ ist durch zahlreiche Fäden mit anderen literarischen Werken verknüpft – etwa mit
Andrew Marvells „The Garden“ oder verschiedenen Gedichten von Gerard Manley Hopkins, aber am offensichtlichsten mit T. S. Eliots „The Waste Land“ und dem Motiv des Todes durch Ertrinken, das die
ganze Trilogie durchzieht.
Anders als Autoren wie W. S. Maugham oder Joseph Conrad, die vor ihm über Malaya geschrieben hatten, sprach Burgess sehr gut Malaiisch, er erwarb Grundkenntnisse auch in den anderen Sprachen des
Landes und pflegte vielfältige Kontakte zur Bevölkerung. Seine Erfahrungen beschränkten sich deshalb auch nicht auf die in Auflösung begriffene Welt der britischen Clubs oder die exotische
Szenerie; vielmehr war Burgess in der Lage, den Blick auf die sprachliche, ethnische und religiöse Vielfalt der Bevölkerung Malayas zu richten und auf diese Weise eine einzigartige und
authentische Momentaufnahme vom Ende des britischen Kolonialreichs in Asien einzufangen.
Die Authentizität des Romans ist eng mit seiner sprachlichen Polyphonie verknüpft, die von einzelnen Wendungen oder ganzen Dialogen in Sprachen wie Malaiisch, Urdu oder Tamilisch bis zu
detailliert ausgearbeiteten Abweichungen vom korrekten Englisch kultivierter Briten wie der Hauptfigur Victor Crabbe reicht: Da gibt es die derbe, teils regional eingefärbte Sprache der
englischen Polizeitruppe ebenso wie das um grammatische Korrektheit bemühte Englisch asiatischer Schüler verschiedenster Herkunft, aber auch das nur phonetisch nicht ganz sichere Englisch anderer
Nichtmuttersprachler.
Mit seinem Wortwitz und seinem absoluten Gehör für Nuancen gelingt es Burgess, die sprachliche Authentizität seines Werkes gleichsam zu einer Figur des Romans, zu einem Teil der Handlung selbst
zu machen: Bei aller Komik, die sich in den einzelnen Szenen aus gescheiterter Kommunikation ergibt, erinnert „Jetzt ein Tiger“ ständig daran, dass eine gelungene Zukunft (nicht nur für das
damalige Malaya) eine gelungene Kommunikation über ethnische und religiöse Grenzen hinweg erfordert. Zwar sind seit der englischen Erstveröffentlichung des Romans mehr als sechzig Jahre
vergangen, doch angesichts der aktuell spürbaren Folgen des historischen und modernen Kolonialismus und angesichts der Brexit-Vorbereitungen und britischer Träume von vergangener Größe ist
„Jetzt ein Tiger“ heute vielleicht aktueller, als Burgess es je vorausahnen konnte.
Der Autor:
Anthony Burgess, geb. 1917 in Manchester, gestorben 1993 in London. In den 1950er-Jahren Lehrer im Kolonialdienst in Malaya. Anschließend Tätigkeit als Schriftsteller und Komponist; Burgess schrieb u.a. mehr als 30 Romane, Drehbücher sowie zahlreiche Essays. Weltberühmt wurde er durch den von Stanley Kubrick verfilmten Roman „Uhrwerk Orange“.
Der Übersetzer:
Ludger Tolksdorf, 1974 in Heessen (Westfalen) geboren, lebt in Bonn. Studium der Amerikanistik, Anglistik und Geschichte in Bonn und Leeds (UK). Im Herbst 2017 erschien seine Übersetzung von Vladimir Nabokov, "Briefe an Véra".
Leseprobe:
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