Leipziger Literaturverlag

Gedichte für eine neue Welt

Kanadische Gegenwartslyrik

 

Die europäische Vorstellung von einer Neuen Welt, auf die Hoffnung auf einen Neuanfang, auf neue gesellschaftliche Möglichkeiten. Diese Anthologie verweist ironisch auf die Kehrseite dieses Unterfangens: die Eroberung der Amerikas, die Unterjochung und weitgehende Vernichtung ihrer indigenen Völker.

 

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 Susanne Opfermann & Helmbrecht Breinig (Herausgabe, Übersetzung, Illustration)

Gedichte für eine neue Welt

Kanadische Gegenwartslyrik

260 Seiten, Broschur

19.95 € (D), 20.60 € (A), 24.45 CHF

ISBN 978-3-86660-262-5

 

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Inhalt:

 

Kanada als das im Vergleich zu den südlich angrenzenden Vereinigten Staaten „bessere Amerika“, ohne imperiale Ansprüche und mit einer gerechteren Gesellschaftsordnung, hat viele US-Amerikanerinnen und -Amerikaner zur Emigration nach Norden veranlasst;  sie sind auch in diesem Band vertreten. 

Das Konzept des Multikulturalismus, des friedlichen und gleichberechtigten Zusammenlebens unterschiedlicher ethnischer und anderer Gruppen in einem gemeinsamen Nationalstaat, wurde vornehmlich in Kanada entwickelt. Es  wurde in den 1970er Jahren zur Grundlage des kanadischen politischen Selbstverständnisses erhoben: das ohnehin zweisprachige Land bekennt sich zu seiner Rolle als Aufnahmeort für Immigrantinnen und Immigranten, die neben der indigenen Bevölkerung ihren Platz finden sollen. Dass dies nicht konfliktfrei gelingen konnte und kann, belegen manche Texte in diesem Band. Die Probleme der Identitätsfindung in einer nicht nur ethnisch, sondern auch nach Genderzugehörigkeit, regionaler Situierung und sozialen Klassen pluralen Gesellschaft ist ein wiederkehrendes Thema kanadischer Literatur. Ein zentraler Konfliktpunkt sind die Rechte der Indigenen gegenüber denen der Immigranten und ihren Nachfahren. Aus diesem Konflikt entspringen weitere, wie die oft desolaten Familien- und Gruppenbeziehungen in den indigenen Reservaten oder bei den Stadtindianern. Solche Themen tauchen auch in den Gedichten dieses Buches auf. 

Ein weiteres wichtiges Thema der kanadischen Lyrik ist die Natur des Landes, seine überwältigende Weite, die Härte des subpolaren Winters, die kanadische Tier- und Pflanzenwelt, aber auch deren Bedrohung durch den ökologischen Raubbau, der sich in Kanada seit langem vollzieht. Ein Teil der Autorinnen und Autoren, die hier vorgestellt werden, könnte auch als Naturlyrikerinnen und -lyriker klassifiziert werden. Sie bleiben damit aber auch politische Dichterinnen und Dichter, denn die Erkenntnis, dass selbst die kanadische Natur nicht unerschöpflich und unverletzlich ist, hat der Aufmerksamkeit auf ihre Erscheinungsformen eine weitere Dimension verliehen. 

 

(c)
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Herausgeber und Übersetzer:

 

Helmbrecht Breinig ist Professor für Amerikanistik i.R. an der Universität Erlangen-Nürnberg. Susanne Opfermann ist Professorin für Amerikanistik i.R. an der Goethe-Universität Frankfurt.

Die Autoren:

 

Joanne Arnott (*1960)

Arnott wurde in Winnipeg geboren und lebt in British Columbia. Sie ist Métis, Angehörige der als eingeborene Ethnie anerkannten Nachfahren von Indigenen und europäischen, v.a. französischen Siedlern. Bisher hat sie acht Gedichtbände sowie Essays veröffentlicht. Sie engagiert sich gegen Rassismus und ist Gründungsmitglied des Aboriginal Writers Collective West Coast. Arnotts Gedichte entstammen ihrem Band "A Night for the Lady".

 

Antony Di Nardo (*1949)

Di Nardo wurde in Montreal geboren und begann seine Karriere als Journalist. Seine neueren Gedichte wurden ins Italienische und Französische übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. Er lebt in Sutton, Quebec und Cobourg, Ontario. Seine Sammlung "Skylight", aus der die hier abgedruckten Gedichte stammen, behandelt die Interaktion zwischen einer gefährdeten natürlichen Welt und dem menschlichen Beobachter. 

 

John Donlan (*1944)

Donlan wuchs im ländlichen Ontario auf, wo sein Vater mit Pferden Holz rückte und die Nachbarn Stinktiere, Krähen und Stachelschweine als Haustiere hielten. Seine Naturgedichte zeigen seine Verbundenheit mit der kanadischen Wildnis und seine genaue Beobachtungsgabe. Er ist Lyriklektor bei Brick Books, einem führenden kanadischen Lyrik-Verlag. Bisher veröffentlichte er sechs Gedichtbände. Aus "Out All Day" wurden seine hier versammelten Texte ausgewählt.

 

Marya Fiamengo (1926-2017)

Fiamengo wurde in Vancouver als Tochter kroatischer Einwanderer geboren. Sie lehrte Englisch an der University of British Columbia. Während der 1960er Jahre begann sie, sich für feministische Themen zu interessieren. Die späteren ihrer neun Gedichtbände verbinden kontemplative Elemente und historisches Bewusstsein mit politischem Engagement. Fiamengos Texte entstammen der gesammelten Ausgabe "Visible Living: Poems Selected and New".

 

Connie Fife (1961-2017)

Fife gehörte zur indigenen Nation der Cree und stammte ursprünglich aus Saskatchewan; später lebte sie u.a. in British Columbia. Sie publizierte drei Gedichtbände, gab mehrere Anthologien von Literatur kanadischer First-Nations-Frauen heraus und engagierte sich gegen die Diskriminierung von Ureinwohnern in Kanada und anderen Ländern. Die Gedichte von Fife sind ihrem Band "Poems for a New World" entnommen. 

 

Garry Gottfriedson (*1954)

Gottfriedson gehört zur indigenen Nation der Secwépemc (Shuswap).  Er ist Dichter, Lehrer und Rancher aus British Columbia und wuchs in einer bekannten Ranching- und Rodeo-Familie auf. Zugleich ist er tief verwurzelt in der Spiritualität und den Traditionen seines Volkes. Bisher hat er zehn Gedichtbände und ein Kinderbuch publiziert. Gottfriedsons Gedichte sind seinen Bänden "Clinging to Bone" und "deaf heaven: poems" entnommen.

 

Inge Israel (1927-2019)

Israel wurde in Deutschland als Kind russisch-polnischer Juden geboren. Sie wuchs in Frankreich und Irland auf und lebte in Dänemark, bevor sie sich in Kanada niederließ. Ihre ersten Gedichtbände und einen Band mit Kurzgeschichten schrieb sie auf Französisch; später wechselte sie zum Englischen. 1998 wurde sie zum Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt. Aus ihrem Band "Unmarked Doors" wurden die Texte für diese Anthologie ausgewählt.

 

Pamela Porter (*1956)

Porter wurde in Albuquerque, New Mexico, geboren und lebte in den USA, bevor sie mit ihrem Mann nach Kanada emigrierte; sie leben in British Columbia. Sie hat mehrere Gedichtbände sowie zwei Versromane und Bücher für Jugendliche publiziert, die vielfach ausgezeichnet wurden. Sie unterrichtet an der University of Victoria und engagiert sich für die Rettung und den Schutz von Tieren. Porters Gedichte sind ihrem Band "Likely Stories" entnommen.

 

 

Leseprobe:

 

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